Energiewende in Erkelenz: Diskussion mit Katrin Göring-Eckardt

Bei Econ-Solar in Erkelenz stand hoher Besuch an. Die grüne Bundesvorsitzende Katrin Göring-Eckardt besuchte auf Einladung des Grünen Kreisverbandes Heinsberg den Kreis. Zum Programm gehörte auch ein Besuch des innovativen Unternehmens, das in Erkelenz an der Gewerbestraße Süd angesiedelt ist.

Die Kreisvorsitzende und Landratskandidatin Ruth Seidl und Hans Josef Dederichs, der grüne Bürgermeisterkandidat aus Erkelenz, begleiteten die Politikerin bei dem Besuch. Econ-Solar engagiert sich  für die Umsetzung der Energiewende im ländlichen Raum und nimmt dabei regional eine Vorreiterrolle ein.  Zunächst sprach Göring-Eckardt mit Christine Wedderwille und Antje Pistel aus Holzweiler über die Probleme mit dem fortschreitenden Tagebau Garzweiler II.

 

 

Das Leben in den Tagebaurandorten wird für die Bewohner*innen dort immer unerträglicher. Anhand des Beispiels Kaulhausen/Venrath schilderte Christine Wedderwille die derzeitigen Belastungen der Menschen. Der dritte Dürresommer in Folge, der eine fast nicht mehr zu ertragende Staubbelastung aus dem Tagebau zur Folge hat, und ein vollkommen unausgereiftes Verkehrskonzept, welches Anwohner*innen und Fahrzeugführer unisono zur Verzweiflung treibt, waren die akuten Themen, mit denen sich Christine und Antje auseinandersetzten. Trotz aller negativen Einflüsse übergaben die beiden Frauen der Grünen Politikerin eine Zukunftsskizze für ihre Dörfer, in denen dargestellt wird, mit welchen Maßnahmen das Leben der Menschen in den Orten verbessert werden könnte. Grundlage der Zukunftsskizze ist die Forderung nach einem schnellstmöglichen Braunkohleausstieg und einem Mindestabstand des Tagebaus zur Wohnbebauung von mindestens 1500 Metern.

 

 

Im Anschluss informierte sich Göring-Eckardt dann bei Ralf Bußberg von Econ Solar und Heinrich Lohmann von MLK  über die Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Energiewende vor Ort. Bußberg berichtete über die erfolgreiche Arbeit im Bereich der Photovoltaik auf Hausdächern und schilderte sehr anschaulich, warum derzeit kein Strom günstiger ist als die durch die Sonne gewonnene Energie auf dem eigenen Dach. Aber trotz des Anstiegs des Photovoltaikanlagen in Erkelenz sei hier noch viel Luft nach oben. Hans Josef Dederichs stellte die Grüne Position vor, die eine deutliche Bezuschussung beim Kauf von Bauland fordert, wenn der Bauherr hier sein Gebäude klimaneutral errichtet und sich dabei regenerativer Energien bedient.

 

 

Heinrich Lohmann, einer der Pioniere auf dem Gebiet der Windenergie, schilderte die derzeitigen Schwierigkeiten bei der Errichtung von Windenergieanlagen, die auf die derzeitige Gesetzgebung der Schwarz/Roten Bundesregierung und der Schwarz/Gelben Landesregierung in NRW zurückzuführen sind. Der anfängliche Eindruck wurde dabei für viele Beteiligte längst zur Gewissheit: eine wirkliche und wirtschaftliche Energiewende, zu der sich die Bundesrepublik Deutschland im Pariser Klimaabkommen völkerrechtlich verpflichtet hat, ist mit CDU, SPD und FDP nicht machbar.

Über die Schwierigkeiten beim Strukturwandel im Rheinischen Revier berichtete Dr. Ruth Seidl. Festzustellen ist dabei, dass weder der Kreis Heinsberg noch die Stadt Erkelenz Konzepte vorzuweisen hatten, mit denen sie unsere Kommune auf den Strukturwandel einstellt. Während andere Bürgermeister und Landräte beim für die Vergabe der Strukturhilfemittel zuständigen ZRR (Zukunftsagentur Rheinisches Revier) bis zu 100 Seiten starke, schlüssige und umsetzbare Konzepte vorlegten und dafür auch millionenschwere Fördermittelt zugesagt bekamen, gingen der Kreis Heinsberg und die Stadt Erkelenz nahezu leer aus. Der Grund war, dass weder Kreis noch Stadt überhaupt förderfähige Konzepte vorgelegt hatten. Anstatt zukunftsfähiger Konzepte für die Ansiedlung neuer Technologien oder wegweisender Möglichkeiten zur Altbausanierung – Stichwort: Dorf der Zukunft – wurde wieder nur der Ausbau von Gewerbegebieten eingereicht. Wenigstens hier hätten Kreis Heinsberg und Stadt Erkelenz versuchen können, klimaneutrale Gewerbegebiete oder Gewerbegebiete mit geringerem Flächenverbrauch durch innovative mehrgeschossige Gewerbebauten als Zukunftsprojekte einzureichen, fügte Dederichs an.

 

 

Gelobt wurde vor allem der Zusammenschluss der Tagebaurandkommunen in den Zweckverband Landfolge Garzweiler und die innovative Planung der rekultivierten Fläche auf den Flächen der Kommunen Mönchengladbach und Jüchen. Das ist der richtige Weg und macht Sinn. Jetzt sei der Zeitpunkt für Erkelenz gekommen, sich sehr offensiv für die Verkleinerung des Tagebaus einzusetzen und auf dem dadurch behaltenen Gebiet ebenfalls durch innovative Planungen am beginnenden Strukturwandel teilzuhaben. Mit grüner Politik sei dies noch möglich, so Dederichs.

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