Erkelenzer Grüne: Landwirtschaft ist systemrelevant

Erkelenzer Landwirte und grüner Bürgermeisterkandidat diskutieren über die Zukunft der Landwirtschaft in Erkelenz. Dederichs erteilte zusätzlichen Abgaben für Landwirte eine Absage.

Grüne Politik und gewerbliche Landwirtschaft – auf den ersten Blick mag dies nicht zusammenpassen. Aufmerksame Beobachter der umweltpolitischen Diskussionen verorten grüne Politiker*innen und praktizierende Landwirte automatisch in gegnerischen Lagern. Stichworte wie Gülle, Monokultur, Überdüngung und Tierwohl prägen oftmals diese Diskussionen ebenso wie die grüne Forderung nach einer ökologischen Neuorientierung der Landwirtschaft in Deutschland.

 

Dialog statt Schlagworte

Die Erkelenzer Grünen halten nichts von Schlagworten, sie suchen den direkten Austausch. Deshalb trafen sich auf dem Hof von Landwirt Grates in Erkelenz-Wockerath in Juni auf Einladung des Ortslandwirtes Hubert Fell rund 25 Erkelenzer Landwirte mit den grünen Kommunalpolitikern Dipl.-Ing. Christine Wedderwille (Kaulhausen), Sebastian Keelan (Katzem) und dem Bürgermeisterkandidaten Hans Josef Dederichs.

 

Kleine und mittlere Höfe leiden

Stefan Grates hat keinen Biohof. Trotzdem hält er die Balance zwischen dem wirtschaftlich Notwendigen und dem ökologisch Zumutbaren. Sein Ziel ist es, gesunde Nahrungsmittel zu produzieren und seinen Kindern einen rentablen Hof zu erhalten. Dies werde aber unter den gegebenen Umständen immer schwieriger, berichtete er. Vor allem die ausufernde Bürokratie mache vielen Landwirten zu schaffen. Auch hätten viele Bauern den Verdacht, Gesetze und Verordnungen würden oftmals ohne den notwendigen Sachverstand unter dem Einfluss von Lobbyisten verabschiedet. Dies führe dazu, dass sich die Situation der kleinen und mittleren Höfe immer weiter verschärfe. Gleichzeitig wachse der Druck, noch kostengünstiger produzieren zu müssen. Dies passiere oftmals zu Lasten der Qualität und des Umweltschutzes. Diese Probleme der Landwirtschaft können vielfältig nicht auf kommunaler Ebene gelöst werden. Trotzdem sei es für die Landwirte wichtig, auch als Teil der Gesellschaft anerkannt zu bleiben.

 

Streitigkeiten, die vermeidbar wären

Im Gespräch mit den grünen Kommunalpolitikern wurde vor allem eins deutlich: wie in vielen anderen Bereichen auch, fehlt es auf dem „Land“ auch an gegenseitigem Respekt und Toleranz. Allzu oft würden aus Nichtigkeiten Streitigkeiten, Gespräche würden mit Beleidigungen und Drohungen gespickt. Sei es über die notwendige Nachtarbeit der Bauern bei der Ernte, über Hunde, die sich vor den Augen ihrer Besitzer in Gemüsefeldern erleichtern oder Jogger, die einem Traktor partout keinen Platz machen. Auf der anderen Seite gibt es auch Klagen über Landwirte die häufig „rücksichtslos“ mit ihren schweren Gefährten über die Wirtschaftswege rasten und über das Ausbringen von Ackergiften in der Nähe von Fußgängern.

 

Ein klares Nein zu weiteren Abgaben für Landwirte

Hans-Josef Dederichs hob hervor, dass die Landwirtschaft in Erkelenz unter dem Braunkohletagebau und der damit verbundene Zerstörung wertvollen Ackerlandes zu leiden habe. Landwirte, die auch nach der Umsiedlung Landwirtschaft betreiben wollen, werden in einen Verdrängungswettbewerb mit ihren Kollegen um die schrumpfenden Flächen gezwungen. Andere sind gezwungen, einen Flickenteppich an Feldern zu bewirtschaften, der sich nicht nur über das Erkelenzer Stadtgebiet erstreckt, sondern auch bis in Nachbarkommunen hineinreicht. Gerade in dieser schwierigen Situation sei es falsch, die Landwirte mit weiteren Abgaben und Kosten zu belasten. Dederichs sagte zu, dass es von grüner Seite aus im Erkelenzer Rat keine Forderungen nach einer Wasserabgabe mehr geben werde. Auch einer Flächenabgabe zur Instandhaltung der Wirtschaftswege, wie sie derzeit in der Nachbargemeinde Titz von der Verwaltung angedacht werde, erteile Dederichs eine Absage. „Wer über die Systemrelevanz von Berufen redet, darf die Landwirtschaft nicht außer Acht lassen“, betonte er.

 

Die Transparenz der Landwirte beseitigt Vorurteile

Bauern wie Stefan Grates und viele der anderen Landwirte versuchen, interessierten Menschen die Arbeit der Landwirte näher zu bringen. Sie pflegen und leben eine offene und transparente Landwirtschaft. Sie laden Besucher auf ihre Höfe ein und erklären ihren Gästen ihre Arbeit. Dadurch bauen Sie Vorurteile ab und schaffen Vertrauen.

Vertrauensvolle Gespräche sind eine Lösung, die keinen etwas kostet, aber eine lohnende Ernte verspricht. Daher verabredeten Dederichs und sein Team mit den Landwirten, von nun an regelmäßig Treffen abzuhalten und Gespräche zu führen.

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